Zimmerer Hilfen.

 

Der Bau von Fledermausgauben. Fledermausgauben mit gerader Kehle.

Autor(en): Redaktion.

Im folgendem eine Anfrage über den Bau von Fledermausgauben mit »gerader Kehle«.

I. Frage: Unterschiedliche Bauarten von Fledermausgauben?

In den Heften Nr. 1 & 2 1987 von »Der Zimmermann« finden sich Beiträge zur Benennung der Dachteile von Dachgauben, unter anderen auch zwei verschiedene Bauarten von Fledermausgauben. Im zugehörigen Bildtext wird folgendes gesagt:

Fledermausgauben werden auch so hergestellt, dass keine geschweiften, sondern gerade Kehlen anfallen. Bei der geraden Kehle der Fledermausgaube (siehe rechtes Bild) gibt es eigentlich keinen stumpfwinkligen Dachflächenknick zwischen der Hauptdachfläche und der Gaubendachfläche. Bei der geschweiften Kehlbohle einer Fledermausgaube (siehe linkes Bild) gibt es dagegen den stumpfwinkligen Knick an manchen Stellen.

Bisher ist es uns jedoch nicht gelungen, einen Zimmerer oder eine Firma zu finden, die Praxiserfahrungen mit dem Bau von Fledermausgauben mit »gerader Kehle« hat. Deshalb unsere Fragen.

  1. Wer hat eine Fledermausgaube des Typs gerade Kehle bereits gebaut?
  2. Welche Vorteile und / oder Nachteile haben sich beim Bau eingestellt?
  3. Wie wirkt eine solche Gaube nach Fertigstellung auf der Dachfläche?

Vorab ein Dankeschön für Eure Bemühungen!


Abbildung 1. »Die beiden Fledermausgauben«.

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II. Antwort von Stefan Märker.

Moin allerseits! Zugegebenermaßen habe ich bislang nicht so furchtbar viele Fledermausgauben gebaut (kann ich locker an meinen noch übriggebliebenen 8 Fingern abzählen), denn dafür muß auch erstmal ein Kunde vorhanden sein. Ich habe allerdings schon beide Varianten gezeichnet und gerichtet.

Wie bei vielen Lösungen am Bau (so ist zumindest meine Meinung) bestimmt der Sinn das Design. Wenn mann eine gerade Kehle ausführt, dann hat man die Möglichkeit unter der Kehlbohle einen schrägen Wechsel (den ich ausführe, wie eine Kehle, weil einfacher) anzubringen und gewinnt somit an Raum. Nicht viel, aber immerhin.

Hat man aber eine sehr breite Gaube und kann den Raumgewinn ausser acht lassen, dann ist eine geschwungene Kehle nicht so gewaltig auf dem Dach, denn die Gaubenflächen"verstecken" sich ein wenig. Bei einer geraden Kehle brechen sich die Gesellen am Bau nicht die Ohren beim Ausrichten der Bohle, weil die Anfallspunkte klar sind. Beim abbinden brauche ich nur eine Schablone, die ich, wie jeden anderen Bohlenschiffter, einfach kürzer schneide. Alledings muß ich beim Schalen Keile schneiden, das hab ich bei der geschwungenen Kehle nicht (theoretisch, aber "Geometrie und Praxis!!").

Hier in Schleswig-Holstein werden ab und an noch Reetdeckungen verwendet und das Anarbeiten des Reets scheint den Dachdeckern bei gerader Kehle besser zu liegen. (Gerade im Moment hab ich bei einem aktuellem Projekt die Diskussion mit dem Dachdecker)

Zur Wirkung auf dem Dach kann ich nur sagen: Ich selbst empfinde die geschwungene Kehle als stimmiger, aber ich hab auch schon genug Baufachleute gesprochen, die eine Schleppgaube mit geschwungener Ausstellung als Fledermausgaube bezeichnet haben. Von daher frag ich mich: sieht das überhaupt einer? Mir persönlich drängt sich aber gerade bei alten Gebäuden immer der Gedanke auf, daß es sich bei der Gaube mit gerader Kehle um einen Fremdkörper handelt. Denk ich aber an ein modernes Gebäude zum Beispiel mit Naturschieferdeckung, dann kann auch die Gerade Kehle sehr stimmig sein. Laber.... Entschuldigung.

fixe Grüße
Stefan.

III. Antwort von Michael Scholl.


Abbildung 2. »Gedrungene Bögen«.

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Fledermausgaube mit gerader Kehle stand kürzlich auf unserem Speiseplan. Dabei wurden die Bögen allerdings an eine zuvor aufgestellte Schleppgaube angelegt (ändert aber nix an der Bauweise an sich).

Als erstes wurde eine Bohle auf die Hauptdachfläche gelegt. Ausladung vorne ca. 2 Meter, hinten auf Null an der Gaubenwange auslaufend. Das wäre dann schon mal die gerade Kehle. Danach wurde der vordere Bogen in Gaubenwandflucht erstellt. Jetzt kommt die fachlich richtigere Methode. Das heißt alle folgenden Bögen müssen ein Abbild des ersten (Lehr-)Bogens sein, nur jeweils etwas gedrungener. Bei der anderen Methode wird das Bogenmaß nicht verändert, sondern einfach vom unteren Ende des kompletten Bogens etwas abgeschnitten.


Abbildung 3. »Die Bogenkonstruktion.«.

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Pro & Contra: Die »Gedrungene Methode« ist aufwendiger herzustellen, (ich habe bauseits aufgeschnürt), Verschalung muss konisch zugeschnitten werden(!), sieht aber am Ende besser aus, da jeder Komplettbogen aus einem Ober- und einem Unterbogen besteht (klar?!).

Die »Kapp-Methode« geht schneller, erzielt aber durchweg keine echten Bögen. Der letzte z.B. besteht dann nur noch aus einem Oberbogen, weil man den unteren Teil ja weggeschnitten hat. Die Schalung muss nicht konisch aufgetrennt werden.

Fazit: Fledermausgaube richtig = viel Fummelei, aber es lohnt sich und das Auge isst schliesslich mit!

Viel Spaß
MiKehle

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